Wolf-von-Reis-Kulturpreis 2024 auf der Frühjahrstagung in Gemünd überreicht

Der Vergabekommission für den Wolf-von-Reis-Kulturpreis 2024 lagen drei preiswürdige Bewerbungen vor, die auch alle drei die formalen Voraussetzungen für eine Preisvergabe erfüllten.

  • Ortsgruppe Stadtkyll
  • Ortsgruppe Daun
  • Eifel- und Heimatverein Höfen

In seiner Laudatio würdigte Hauptkulturwart Prof. W. Schmid die diesjährigen Preisträger.

 Laudatio Prof. Wolfgang Schmid (Hauptkulturwart)

Doehler 31 von Reis PreisDie OG Stadtkyll des Eifelvereins bewarb sich mit dem Projekt „Alte Grenzsteine von Stadtkyll." Moderne Zeitgenossen haben längst vergessen, welche ungeheure Bedeutung vor der Zeit der Vermessungsämter bzw. der analogen und digitalen Karten Grenzsteine besessen haben. Sie markierten nicht nur Gemeinde- und Landesgrenzen, sondern waren vor der Erfindung der modernen, flächengebundenen Staatlichkeit zur Dokumentation und zur Sicherung komplexer und zudem ständigen Veränderungen unterworfener territorialer, grund- und gerichtsherrschaftlicher Einflussbereiche unentbehrlich. Prozesse um Grenzstreitigkeiten haben in zahllosen Gerichtsakten und auch im Brauchtum - Grenzbegehungen, Jahrgedinge, Flurumgänge - sowie in Sagen und Märchen um versetzte Grenzsteine ihren Niederschlag gefunden.

Wie die Wegekreuze gehören die Grenzsteine vergangener Epochen zu den Kulturdenkmälern unserer Region, die es zu erhalten, aber auch zu erschließen gilt.

Die Ortsgruppe Stadtkyll hat nicht nur vier große und drei kleine Grenzsteine wieder aufgefunden und mit einem Natursteinpflaster aufgestellt, sondern auch intensiv über deren Geschichte recherchiert, wobei sich ein Vertrag zwischen dem Grafen von Manderscheid-Gerolstein und dem Grafen von Manderscheid-Blankenheim aus dem Jahre 1669 über die Grenze zwischen Stadtkyll und Glaadt als Schlüsseldokument erwies. Sie hat Drittmittel beschafft und Hinweisschilder aufgestellt, die modernen Zeitgenossen und auch den Kindern z. B. den Brauch des Jahrgedings erläutern. Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen, dass das Projekt die Ortsgruppe zusammengeschweißt und Lust auf weitere Gemeinschaftsvorhaben gemacht hat. Dieses großartige Projekt wird mit einem ersten Preis prämiert.

Die OG Daun des Eifelvereins ist durch die jahrzehntelange Tätigkeit von Alois Mayer eines der Zentren der Kulturarbeit in unserem Verein, ja in der ganzen Eifel. Sie erhielt deshalb bereits 2011 den Wolf-von-Reis-Kulturpreis und hat sich seitdem nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht: Die Bewerbung listete eine lange Reihe kultureller Aktivitäten auf, von Ausstellungen und Konzerten über Vorträge und Fotoreisen bis hin zu Kulturfahrten und Stadtführungen für Einheimische und Touristen. Eine professionelle Pressearbeit leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Die Kulturarbeit ist so ein zentrales Element der Vereinsarbeit, so dass sich die Ortsgruppe in der Öffentlichkeit nicht nur als Wander-, sondern auch als Kulturverein, als eine Art wandernde Volkshochschule darstellt. Die Jury möchte diese großartigen Aktivitäten mit einem zweiten Preis würdigen und ist sich sicher, dass damit weitere Veranstaltungen angestoßen werden.

Neben Grenzsteinen sind Wegekreuze charakteristische Elemente der historisch gewachsenen Kulturlandschaft Eifel. Einige, wie das von der OG Trier unterhaltene, leider kürzlich von Vandalen beschädigte „Schusters Kreuz“, erinnern an plötzlich verstorbene Zeitgenossen, andere zeigen Pilgern den Weg nach Klausen, nach St. Matthias oder auch nach Santiago. Seit 1963 pilgern die Höfener Heimbachwallfahrer über das Rothe Kreuz am Püngelbach nach Heimbach. Der Eifel- und Heimatverein Höfen hat von der Werkstatt des Nationalparks ein Pilgerkreuz und drei Ruhebänke herstellen lassen. Kurz vor Hirschrott hat sie einen Ruheplatz angelegt, an dem diese aufgestellt wurden. Die liebevoll gepflegte Anlage erwies sich als Anziehungspunkt nicht nur für Pilger, sondern auch für Radfahrer und Wanderer, die die Wanderwege 73 und 75 benutzen. In unserer schnelllebigen Zeit hat sie so einen Ruhepunkt geschaffen, an dem man über Gott und die Welt nachdenken kann. Dafür bedanken wir uns mit einem dritten Preis.